Coburger Kühlhalle als kreative Spielwiese

 Schlachthofareal, Makerspace
Im vergangenen Wintersemester haben Innenarchitektur-Studierende zum Thema „New Office“ von Prof. Mark Phillips Ideen zur Umgestaltung der Kühlhalle am alten Schlachthofareal erarbeitet. Aus der Sammlung an Konzepten wurde nun ein Projekt zur Umsetzung ausgewählt.
 

Bis zum Frühjahr 2022 soll die alte Kühlhalle des Coburger Schlachthofs renoviert und umgestaltet werden, sodass deren neuer Mieter CREAPOLIS mitsamt Büro und Makerspace ins Erdgeschoss einziehen kann. Den ersten Stock bezieht Zukunft.Coburg.Digital, die derzeit schon in Nachbarschaft mit CREAPOLIS in der Schlachthofvilla gegenüber eingemietet sind. Für die künftige Gestaltung des Büros und des Makerspaces kooperierten CREAPOLIS und die Fakultät Design der Hochschule Coburg. Zwölf Studentinnen des Studiengangs Innenarchitektur haben im Projekt „CREAPOLIS – New Office goes Kühlhalle“, unter der Betreuung von Professor Mark Phillips, innovative Konzepte entworfen, um eine anregende Arbeitsatmosphäre zu gestalten. Dabei gab es einiges zu beachten, denn einer der Entwürfe wird nicht nur Theorie bleiben.

Phase I - Historische Gemäuer und moderne Atmosphäre

Nah an der Praxis und in enger Zusammenarbeit mit dem Team CREAPOLIS entwickelten die Studentinnen ihre Konzepte in mehreren Workshops und Präsentationen. Helle Räume, eine wohlige Arbeitsatmosphäre und die Möglichkeit, sich für eine Stillarbeit oder Besprechungen zurückziehen zu können, waren die wichtigsten Kriterien für das Team CREAPOLIS, so Projektleiter Markus Neufeld: „Uns war wichtig, dass wir für unser Team unterschiedliche Möglichkeiten zum Arbeiten haben – und eine dementsprechende Gestaltung unserer Büroarbeitsplätze auch unseren unterschiedlichen Anforderungen gerecht wird. Wir wollen kreativen Raum nicht nur für unsere Maker schaffen, sondern auch für uns als Team. Einige Möbel können wir auch selbst gestalten, um den DIY-Charakter unseres Makerspaces zu betonen. Hier hatten die Studentinnen direkt Vorschläge in ihre Entwürfe aufgenommen, die uns sehr gut gefallen haben.“

Auch die Herausforderungen, die die historische Halle an sich mitbringt, mussten in der Planung berücksichtigt werden. Eine Besichtigung der Kühlhalle war zu Beginn des Projektes natürlich Pflichtprogramm. Das längliche Gebäude lässt viel Platz für Kreativität und Modernisierung, den die Studentinnen in ihren Konzepten reichlich genutzt haben, ohne den industriellen Charme des Bauwerks zu verlieren. Dabei haben die Studentinnen vor allem nach dem passenden Umgang mit den Stützen gesucht, die der Länge der Kühlhalle entlang stehen und den Raum prägen. Weiterhin befindet sich am Eingang der Halle eine Stufe im Raum, die sich nicht zur Stolperfalle entwickeln sollten, sondern im Optimalfall sogar eine Nutzungsmöglichkeit erfährt. 

In den Entwürfen spielen vor allem Zonierung, Atmosphäre, Akustik und Multifunktionalität eine wichtige Rolle. Mit diesen Anforderungen konnte in dem Lehrprojekt sehr frei umgegangen werden. Eine Studentin hat in ihrem Entwurf zum Beispiel ein fließendes Raumkonzept ohne Trennung des Büros und des Makerspaces angedacht, indem die laute Holzwerkstatt ausgelagert wird. In anderen Arbeiten haben die angehenden Innenarchitektinnen mit flexiblem Mobiliar gearbeitet, den Flur als Begegnungsraum in den Mittelpunkt gestellt oder ein Regalsystem als strukturierendes Element gewählt. Aufbauend auf den eigenständigen Raumkonzepten spielen die Entwürfe mit unterschiedlichen Farben, Materialien und Pflanzen. Ein grell-gelbes Leitsystems, ein Gartenzimmer, die Verwendung von Holz und mehrgeschossige Metallkonstruktionen sind nur einige Beispiele, die die Studentinnen kreiert haben - und zeigen alle, wie der historische Bestand in eine Arbeitswelt von morgen gewandelt werden kann. Besonders gut hat dem Team CREAPOLIS gefallen, dass bei allen Arbeiten auch eine Gestaltung des Außenbereichs mitangedacht war, der ein lebhafter Treffpunkt für Maker werden soll.

New Office als moderne Bürogestaltung

Fachlich betreut wurden die Studierenden hierbei von Prof. Mark Phillips, dessen Forschungsschwerpunkt „Kreativität und Innovation im Büro - Büro und Arbeitswelten“ den perfekten Rahmen für die Studierenden bot. Er gibt einen kurzen Einblick in das Thema New Office

„Die Bedeutung von New Office soll in der Bedeutung an den Begriff New Work von Frithjof Bergmann angelehnt sein. Das bedeutet, dass wir davon ausgehen, dass sich Mitarbeiter durch selbstbestimmtes Arbeiten wohler fühlen. Einerseits indem sie bereits in die Konzeption der Bürolandschaft einbezogen werden und mit Ihren Wünschen und Anregungen abgeholt werden. Andererseits ist die flexible Wahl des Ortes für bestimmte Tätigkeiten Grundvoraussetzung für effizientes und motiviertes Arbeiten. Dies haben wir bei der Erarbeitung der Ideen mit den Studierenden und den Mitarbeitern von CREAPOLIS berücksichtigen können. Daneben ist bekannt, dass Kreativität nicht in erster Linie durch eine bestimmte Gestaltung erzeugt wird, sondern durch Orte, die Kreativität zulassen. Diese Orte sind Räume in denen zufällige Begegnungen stattfinden, nach ganz individuellen Bedürfnissen gestaltet - als vielfältiges Angebot für die Mitarbeiter, die Gäste und die Maker.“

Eines der erarbeiteten Konzepte wird dabei nicht nur theoretische Annäherungen an das Thema New Office bleiben, sondern in die Praxis des Umbaus mit einfließen. So hatten die Studierenden die Möglichkeit, ihre kreativen Ideen einzubringen und ganz real eine moderne Umgestaltung der Büroräume zu fördern. Die reiche Ideensammlung zeigt, dass in solchen mutigen Lehrprojekten ein Mehrwert steckt, diese als Impulsgeber in der Praxis zu nutzen. Die Studierenden lernen angewandt und bereichern gleichzeitig den Entstehungsprozess durch das Entwickeln von Varianten.

Phase II – Vorbereitung Umsetzung

Zwei Studentinnen haben nach der Abgabe des Projektes im Februar weiter an ihren Ideen gearbeitet mit der Aussicht für die Umsetzung ausgewählt zu werden und diese in einer finalen Präsentation vorgestellt. Die beiden Entwürfe haben das Team CREAPOLIS überzeugt und die Auswahl durch sehr unterschiedliche Raumkonzepte und Atmosphären nicht leicht gemacht. Am Ende musste jedoch eine Entscheidung getroffen werden und hier haben Nuancen für den Entwurf von Sophie gesprochen, die sich sehr darüber freut:

"Ich habe bei dem Seminar mitgemacht, weil ich eine große Chance darin gesehen habe, an etwas Realem mitzuwirken und das erlernte Wissen 1:1 anwenden zu können."

Mit CREAPOLIS als „Kunde“, sagt Sophie weiter, war die Grundlage für eine angenehme Zusammenarbeit während des Entwurfsprozesses geschaffen und sie freue sich umso mehr, dass sie weiterhin mit CREAPOLIS an diesem Projekt arbeiten dürfe. Mit ihrem Gesamtkonzept trifft Sophie die Atmosphäre bei CREAPOLIS sehr gut und zeigt, dass sie sich mit den Anforderungen des Teams sowie den Potenzialen des Gebäudes ausführlich auseinandergesetzt hat. Jana Melber, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei CREAPOLIS, hat die Studierenden während des Projektzeitraums begleitet und fasst die Entscheidung zusammen: „Wir haben uns letztlich für diesen Entwurf entschieden, weil sich CREAPOLIS in Sophies Entwurf wiedergefunden hat, sowohl in der Zonierung als auch in der Materialität. Der Vorschlag ist mutig und laut – das passt perfekt zum Makerspace.“

Einblick in Sophies Entwurf


Aus Idee wird Wirklichkeit

Nun gilt es, das Konzept weiter zu detaillieren, zu professionalisieren und in den Bauprozess einzuflechten. Sophie Michler wird zukünftig bei CREAPOLIS daran weiterarbeiten. Um im Winter mit dem Ausbau loszulegen zu können, bedarf es nun Abstimmungen mit der Abteilung Bauentwicklung an der Hochschule. Die Werkplanung wird dann ein externes Planungsbüro vergeben. CREAPOLIS freut sich auf die Umsetzung des Projektes und den Bezug der neuen Büros im Frühjahr 2022.

Virtueller Rundgang durch die Kühlhalle (Erdgeschoss)

 

Weiterführende Informationen zum Thema


Autorinnen: Jana Melber und Judith Rziha, 19. Juli 2021

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