MIT DER RIKSCHA WÄRE IHM DAS NICHT PASSIERT

 Creapolis
Der Österreicher Reparatur-Geselle Michel Heftrich war zu Gast im CREAPOLIS Repair-Café. Einen Tag vor seiner Ankunft wurde ihm in Ebensfeld die Weiterfahrt mit seinem Elektro-Vollkabinen-Lastenrad untersagt.

Nicht einmal 30 Kilometer haben Michel Heftrich zum CREAPOLIS Makerspace gefehlt, als er aus dem Verkehr gezogen wurde. Der Grund: Das Elektro-Vollkabinen-Lastenfahrrad, mit dem der Reparatur-Geselle auf seiner „Repairs for Future on Tour“ 5.555 Kilometer durch Europa fahren wollte, hat eine Leistung von 600 Watt. In Deutschland sind aber, anders als in seinem Heimatland Österreich, nur 250 Watt erlaubt. Als der 65-Jährige am Ebensfelder Rathaus den Akku seines Fahrzeugs laden wollte, hat er auf der Suche nach der Steckdose wahrscheinlich den Alarm ausgelöst. „Die Polizei ist gekommen und hat mir verboten, weiterzufahren.“

Leuchtturmprojekt in Coburg

In seiner Not hat Michel Frank Eisenwiener vom Coburger Repair-Café angerufen. Der hat sich einen Hänger geliehen und ihn und sein Fahrrad abgeholt. Der Reparatur-Geselle war sich des Risikos durchaus bewusst: „Ich bin 2021 schon vom Südburgenland, meiner Heimat, über München und Mannheim nach Luxemburg gefahren – da hat kein Hahn danach gekräht, ich war optimistisch, dass es jetzt auch so funktionieren würde und wurde eines Besseren belehrt.“

Auf seiner Tour hat Michel Stopps in über 50 Repair-Cafés eingeplant, um dort beim Reparieren zu helfen. Die Route muss er nun mit dem Citcar fortsetzen.  Ende März ist der Reparatur-Geselle, der in Walz-Kluft unterwegs ist, in Wien losgefahren. „Durch die Kluft sprechen mich mehr Leute an. So kann ich mehr Menschen dazu ermutigen, neue Dinge auszuprobieren.“ Zuletzt war er in Neumarkt und Mühlhausen. „Die Reise hatte sich schon nach einer Woche gelohnt. Ich habe viele Leute kennengelernt, die ich bestimmt noch einmal in meinem Leben sehen werde“, sagt er.

Eines der „Leuchtturmprojekte“, die er bisher auf seiner Tour gesehen hat, war für ihn der CREAPOLIS Makerspace. „Ich finde es unglaublich, dass man hier nichts bezahlen muss – ich hatte noch nie davon gehört, dass man eine Werkstatt kostenlos nutzen kann.“ Auch die Ausstattung sei im Vergleich zu anderen offenen Werkstätten traumhaft. Den nächsten Stopp plant Michel in Zella-Mehlis. Was er mit seinem Vollkabinen-Lastenfahrrad macht, weiß er noch nicht. „Ich muss noch eine Lösung finden, wie ich es zurück nach Österreich bringe. Vielleicht kann mein Bruder aus Holland es erst einmal holen.“

Ein eigener Makerspace

Eigentlich sollte Michels Tour schon 2020 starten. „Damals hatte ich noch eine Rikscha, mit der ich losfahren wollte und dann kam der Corona-Lockdown.“ Selbst 2022 war ihm das Risiko noch zu groß – das Jahr hat er dann genutzt, um im Südburgenland eine alte Mühle zu kaufen und zum Makerspace umzugestalten. Über einen Bekannten ist er zwischenzeitlich darauf aufmerksam geworden, dass in Granz jemand Vollkabinenfahrräder herstellt. Sofort war er davon überzeugt, dass er ein solches Rad für seine Tour braucht. „Das Rad ist so konstruiert, dass es jeder selbst nachbauen kann und ein schönes Objekt für offene Werkstätten – es passt komplett in die Kreislaufwirtschaft.“

Mit seiner Tour möchte Michel darauf aufmerksam machen, dass das Reparieren gut für die Umwelt ist und wertvolle Ressourcen schont. Damit greift er ein aktuelles Thema auf, denn die EU-Kommission möchte ein Recht auf Reparatur einführen. Für die Verbraucher soll es billiger und einfacher werden, Dinge reparieren zu lassen als diese zu ersetzen.

Autorin: Cindy Dötschel, 20. April 2023

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