Vom Restbestand zum Tiny Workingspace

 Creapolis
Die Nachhaltigkeit und Innovation in der Region soll vorangebracht werden. Dafür braucht es Ideen und jemanden, der sie verwirklicht. Beim „IMPACT’23 – Festival für Nachhaltigkeit und Innovation“ haben Studierende der Hochschule Coburg 15 Entwürfe ausgearbeitet.

Die Region Coburg, Kronach, Lichtenfels soll nachhaltiger und innovativer werden. Um dieses Ziel zu erreichen, hat die Hochschule Coburg dazu aufgerufen, Fragen und Problemstellungen von gesellschaftlicher Relevanz einzureichen, für die Studierende dann Lösungen finden sollen – in Projektgruppen während des „IMPACT’23 – Festivals für Nachhaltigkeit und Innovation“. Aus den eingereichten Vorschlägen sind insgesamt 15 Projekte entstanden. Bei der Eröffnung des Festivals am Montag wurden die 250 teilnehmenden Studierenden aller Fakultäten der Hochschule den einzelnen Gruppen zugelost.

Drei Tage im Makerspace

Einer der Projektgruppen stand der CREAPOLIS Makerspace zur Verfügung. Unter der Leitung von Schreiner Rudi Worofka widmeten sich die Studierenden hier drei Tage lang der Aufgabe, den Campus nachhaltiger zu gestalten. Ihre Aufgabe war es, einen Tiny Workspace für die alte Bibliothek aus Holz zu bauen. Dazu wurden ausschließlich Restbestände verwendet. „Das ist alles Neuware, die sonst entsorgt worden wäre. Eine gewisse Menge an Verkaufs- und Produktionsresten gibt es immer und aus dem, was da ist, machen wir jetzt was.“ Die Herausforderung bestehe vor allem darin, das Material und die Ideen zusammenzubringen. Dabei sei vor allem Kreativität gefragt.

Eine der Teilnehmerinnen war Tomiris Issin, die Soziale Arbeit studiert. „Ich finde es interessant und spannend, auch mal hier unten in der Werkstatt zu sein und selber etwas zu bauen. Man lernt so viel mehr, als wenn man nur in der Bibliothek sitzt, Ideen sammelt und nicht selber Hand anlegt.“ Ihre Projektgruppe war die einzige, die selbst die Möglichkeit hatte, praktisch etwas umzusetzen. „Als Sozialwissenschaftler haben wir wenig Bezug zum Handwerk. Wir haben hier die Möglichkeit, über die Theorie hinaus weiterzudenken.“ Ihre Kommilitonin Jule Bamberg ist ebenfalls sehr froh, dass sie dem Projekt zugelost wurde: „Wir können selbst kreativ werden und sehen am Ende der Woche, was wir gemacht haben.

Vom Campus aufs Firmengelände

Während im Makerspace Möbel und Wände für den Working Space zusammengeschraubt wurden, hat sich eine andere Projektgruppe am Campus Friedrich Streib mit der Gestaltung einer Freifläche auf dem Gelände der Firma Dietz in Neustadt bei Coburg auseinandergesetzt. Für die Mitarbeiter sollen dort sowohl Rückzugsorte als auch Plätze für Meetings im Freien entstehen. Außerdem wird Wert auf Biodiversität gelegt. „Das ist die Ausgangslage, mit der wir gestartet sind. Die Studierenden haben auf Basis der Bilder und Maße der Fläche Ideen formuliert“, sagte Sven Vormwald, Lehrkraft für besondere Aufgaben im Studiengang Soziale Arbeit, der die Projektgruppe betreut hat.

Eine der Studierenden, die der Projektgruppe zugelost wurde, war Annika Pietsch. „Wir haben in Kleingruppen gearbeitet und uns dann immer wieder in der ganzen Gruppe getroffen und abgestimmt. Uns ist es wichtig, dass das Konzept zu den Erwartungen der Firma passt und wir auch dahinterstehen.“ Generell soll die Gestaltung des Außenbereichs unter den Aspekten Partizipation und Upcycling stehen, weil die Firma Federn herstellt, sind diese als Gestaltungselemente eingeplant. „Denkbar wäre es, Blumentöpfe in Federn zu stellen oder eine Federwand zu installieren. Wir reißen nichts ab und bauen dafür etwas Neues, sondern wollen ressourcensparend vorgehen“, ergänzte Frederik Fischer, der wie Annika Pietsch Soziale Arbeit studiert. Am Anfang der Woche hatte er das Gefühl ins kalte Wasser geworfen zu werden. Annika Pietsch sah das ähnlich: „Wir haben uns gefragt, wie wir in nur drei Tagen ein Konzept erstellen sollen. In der kurzen Zeit konnten wir als Team trotzdem einiges erreichen – jeder nimmt etwas Positives mit.“

Präsentation in der Alten Kühlhalle

Zum Abschluss der Projektwoche haben alle 15 Gruppen ihre Ergebnisse in der Alten Kühlhalle vorgestellt. Als Pitch, in Form von Videos und Plakaten oder eben als begehbares Objekt: Der hölzerne Tiny Workspace, den die Gruppe um Rudi Worofka gebaut hat, verfügt nach drei Tagen Arbeit unter anderem über eine ausklappbare Sitzbank. Die Wände wurden aus den Bestandteilen eines Lattenrosts angefertigt. Um die Lautstärke zu dämmen, wurden Elemente aus Filz verbaut. In einem weiteren Projekt haben sich die Studierende überlegt, wie man ein ehemaliges Einkaufszentrum in Coburg nutzen könnte. Wiederum eine andere Projektgruppe hat sich mit der Mobilität im Landkreis auseinandergesetzt. Aufgabe war es, der Pkw-Anhängigkeit entgegen zu wirken und die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel zu fördern. Eine weitere Projektgruppe hat einen „Seminarraum im Grünen“ für Volkshochschule Kronach entwickelt.

Mit dem Verlauf der Veranstaltungswoche ist Vizepräsidentin Prof. Dr. Nicole Hegel, die Schirmherrin war, zufrieden: „Die Studierenden haben die Idee eines Festivalcharakters sofort aufgegriffen und IMPACT ´2023 zu ihrem Festival gemacht. Das Engagement der Studierenden war deutlich spürbar und das Ziel, über den eigenen Tellerrand zu blicken, sich nachhaltig einzubringen und damit auch etwas zu bewirken, wurde zu 100% erfüllt.“ Im kommenden Jahr sollen die Erfahrungen aus diesem Jahr mit einfließen, um die Vision eines Innovationsfestivals für die ganze Region weiterzuentwickeln.

Informationen rund um IMPACT‘23:

Die Projektwoche „IMPACT'23 – Festival für Nachhaltigkeit und Innovation“ wird organisiert vom Referat Nachhaltigkeit (mit Projekt ERIC), dem Referat Transfer (mit Projekt CREAPOLIS + design) und dem Referat Lehre (mit Transformationsprojekt) in Kooperation mit Making Culture und weiteren Unterstützern.

Autorin: Cindy Dötschel, 2. Mai 2023